Wow, das gelbe Sommerkleid von der Italien-Klassenfahrt hat sich gut gehalten – viel zu schade für den Müllsack. Und guck dir erst die James-Bond-Filme von Mama an. Die sehen aus wie neu. Papas Stephen-King-Sammlung kann sich aber auch sehen lassen. Dumm nur, dass im Bücherregal kein Platz mehr ist. Aber vielleicht ja im Bücherregal von jemand anderem?
Voller Vorfreude gibst du deine gebrauchten Bücher, Schallplatten, DVDs, Games und Klamotten online zum Verkauf frei. Möge sich ein würdiges neues Zuhause für die Schätze finden. Und ehe du die guten Stücke hochlädst, geht dir eine Frage durch den Kopf: Wie gehen eigentlich unsere europäischen Nachbarländer mit Gebrauchtem um?
Wir Deutschen haben eine Sammelleidenschaft. Ob Münzen, Briefmarken oder Modellautos: Wir horten gerne. Denn wer weiß? Vielleicht können wir den gestreiften Rucksack irgendwann nochmal gebrauchen. Aber bis dahin wartet er brav in der hintersten Ecke des Kleiderschranks.
Hin und wieder aber packt uns ein Rappel. Dann sind uns die Schränke, Kommoden und Regale plötzlich zu voll. Da hilft nur eins: ausmisten. Schweren Herzens verabschieden wir uns von unseren Büchern, DVDs, Games oder Kleidungsstücken. Manches verschenken wir an Freund:innen und Bekannte, manches bringen wir im Vintage-Laden um die Ecke unter. Vieles verkaufen wir aber auch online. Denn wusstest du, dass rund 25 Prozent der Deutschen mindestens einmal pro Monat etwas Gebrauchtes im Internet verkaufen? Und wenn, dann richtig. Nicht selten kommt nach dem großen Ausmisten nämlich der große Verkauf. Alles muss raus – so schnell wie möglich.
Schielen wir nach Frankreich hinüber: Unser Nachbar hat ein anderes Verständnis von Kreislaufwirtschaft. Weniger horten, mehr verkaufen – lautet hier das Motto. Sprich: Nach dem letzten Kapitel landet der fesselnde Actionthriller nicht wieder im Bücherregal, sondern oft direkt auf dem Verkaufsportal. Bei Kleidung, Spielzeug und Möbeln ist es dasselbe. Was keine Verwendung mehr hat, darf weiterziehen. So ergibt sich ein regelmäßiger Zyklus – ein Wechselspiel aus Kaufen und Verkaufen.
Eine aktuelle Statista-Umfrage aus dem Jahr 2024 bestätigt den Trend: Rund 59 Prozent der französischen Befragten gaben an, mindestens einmal in den letzten 12 Monaten secondhand gekauft zu haben. Bei den deutschen Befragten waren es nur 55 Prozent. Das beweist: In Frankreich herrscht derzeit ein stärkeres Bewusstsein für Kreislaufwirtschaft als bei uns in Deutschland.
Die französische Regierung beschließt sogar eigene Anti-Gaspillage-Gesetze, Gesetze gegen die Verschwendung. Seit 2021 beispielsweise braucht jedes Elektrogerät dortzulande ein Label mit wertvollen Reparaturinformationen.
Nicht nur in Frankreich, auch in Schweden wird Kreislaufwirtschaft großgeschrieben. In Eskilstuna, rund 120 Kilometer von Stockholm entfernt, hat 2015 das weltweit erste Secondhand-Kaufhaus eröffnet. ReTuna ist wie ein riesiger Vintage-Laden, in dem jede:r seine alten Schmuckstücke abgeben und nach neuen Schmuckstücken stöbern kann. Sogar eine eigene Recycling-Hochschule gibt es hier. Nach den intensiven Näh- und Reparaturkursen bekommt man das geliebte Fahrrad, Sweatshirt oder Küchengerät in Null Komma nichts wieder fit.
Ein nostalgisches Erlebnis und ein besonderer Klang: Schallplatten sind beliebt und du kannst sie sehr gut gebraucht verkaufen. Um die Qualität deiner Scheiben zu überprüfen, solltest du auf verschiedene Kriterien achten.
Ein Trend im zweiten Frühling
Wir wecken Frühlingsgefühle und schauen uns die Trends für 2025 an.
Bevor du gleich die Flohmärkte, Retro-Boutiquen und Onlineshops nach gebrauchten Büchern, Möbeln und Kleidungsstücken durchstöberst, wollen wir dir noch etwas mit auf den Weg geben – unseren Secondhand-Shopping-Guide für Anfänger:innen.