Der Begriff Fair Fashion schwirrt seit geraumer Zeit durch die Modebranche. Als Gegenpol zur Fast Fashion, schnelllebigen Trends mit kurzer Halbwertszeit, soll faire Kleidung Ressourcen schonen und unter gerechten Bedingungen produziert werden. Doch welche Faktoren sind eigentlich zu erfüllen, damit Fashion fair ist?
Spoiler: Nachhaltige Mode ist ein ganzheitliches Projekt. Es genügt nicht, allein auf gerechte Produktionsbedingungen zu achten oder unter nachhaltigen Aspekten hergestellte Fasern zu verwenden. Erst durch das Zusammenspiel verschiedener Strategien erreichen Fair Fashion Labels ihr Ziel: klimaneutrale Kleidung. Übrigens: Auch nachhaltige Mode kann ganz schön stylish sein.
Kleider fürs Klima: Lässt sich die Welt wirklich im Kleiderschrank retten? Ein Blick auf einige Zahlen verrät, dass es jedenfalls ein kleiner Beitrag ist, wenn man beim Kleidungskauf auf eine faire Produktion achtet. Die Ökobilanz von regulär produzierter Mode ist nämlich ziemlich hoch. Rund 60 Kleidungsstücke kauft jeder Deutsche im Jahresdurchschnitt. Davon landet jedes fünfte ungetragen im Schrank – und damit wurden wertvolle Rohstoffe umsonst verbraucht. Rund 20 Millionen Artikel wurden dem Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit (BMU) allein im Jahr 2018 zurückgesendet und anschließend entsorgt – Tendenz steigend.
Dabei verbraucht die Produktion von Mode Unmengen Ressourcen. Um ein Kilogramm Baumwolle zu produzieren, sind zum Beispiel rund 10.000 Liter Wasser notwendig. Große Mengen Pestizide belasten die Böden über Jahrzehnte hinweg. Textilfarben und weitere Chemikalien verunreinigen darüber hinaus das Grundwasser in den Produktionsgebieten. Diese verfügen oftmals nicht über leistungsfähige Kläranlagen. Noch wird dem BMU zufolge weniger als ein Prozent recyceltes Material für die Herstellung neuer Bekleidung verwendet. Der Großteil der Altkleider landet auf der Deponie, circa 20 Prozent kommen für Putzlappen oder als Dämmmaterial zum Einsatz. Nachhaltige Mode leistet einen wichtigen Beitrag zur Rettung des Klimas.
Nachhaltige Kleidung schont das Klima – und viele Wege führen zu Fair Fashion. Von einem ökologischen Baumwollanbau, der ohne Pestizide auskommt, über die Wiederverwertung von ausrangierten Kleidungsstücken bis zur Second Hand Mode reichen die Möglichkeiten. Aber fair produzierte Mode fokussiert sich nicht nur auf die verwendeten Materialien. Gerechte Löhne und Arbeitsbedingungen spielen ebenfalls eine wichtige Rolle. Einige Aspekte grün produzierter Mode:
Weite Wege vermeiden: Wer für den Verkauf in Europa auf eine lokale, regionale Produktion setzt, spart große Mengen CO2 ein, die allein beim Transport per Flugzeug, Schiff oder Lkw anfallen würden. Dazu kommt, dass europäische Standards sichere und menschliche Arbeitsbedingungen garantieren.
Recycelte Materialien verwenden: Ausrangierte Kleidung ist ein wahres Rohstoffparadies. Ob Polyester oder Kaschmir – praktisch alle Fasern lassen sich wiederverwenden.
Auf Chemikalien in der Produktion verzichten: Bio-Baumwolle kommt vollständig ohne chemische Düngemittel aus und benötigt bis zu 90 Prozent weniger Wasser als herkömmlich produzierte Baumwolle. Ein Grund dafür ist, dass die Böden durch natürlichen Anbau mehr Wasser speichern.
Ein Blick auf bekannte Fair Fashion Labels zeigt, wie es funktionieren kann. Beispiel Armed Angels: Das Unternehmen zählt zu den bekanntesten Herstellern grüner Mode. Die Produktionsstätten befinden sich ausschließlich in Europa, um kurze Wege zu sichern. Auf den Transport per Luftfracht verzichtet man grundsätzlich, um CO2 einzusparen. Nicht zu vermeidende Emissionen gleicht Armed Angels durch Unterstützung von Klimaprojekten aus. So konnte der CO2-Ausstoß auf knapp 260 Tonnen pro Jahr reduziert werden. Ein weiteres Beispiel: Die Designerschmiede Freitag produziert nachhaltige Taschen. Das Fair Fashion Label hat sich mit stylishen Bags aus gebrauchten Lkw-Planen einen Namen gemacht. Mittlerweile produziert es auch eine Modelinie. Die F-Abric-Kollektionen entstehen komplett in Europa, ohne Einsatz von Chemikalien, und sind am Ende ihrer Lebensdauer vollständig biologisch abbaubar.
Wer klimaneutrale Mode kaufen möchte, sollte auf einige Dinge achten. Ein erster Blick gilt der Website des Herstellers. Grüne Produzenten sprechen in der Regel von ihrem Engagement, erklären, woher ihre Rohstoffe stammen und wie sie verarbeitet werden. Ein kritisches Augenmerk ist grundsätzlich auf die Materialien zu legen. So erzeugen Kunstfasern in der Produktion zwar weniger CO2, sie hinterlassen jedoch beim Waschen mikroskopisch kleine Partikel im Wasser. Das belastet die Meere. Grüne Siegel wie GOTS (Global Organic Textile Standard) und IVN (Naturtextil IVN zertifiziert BEST) belegen eine nachhaltige Produktionskette.