Wir waren im Interview mit der Nachhaltigkeitsexpertin und Sustainability Managerin von momox, Nicole Daschner. Welche sind die nächsten Schritte, um den CO2-Fußabdruck eines Unternehmens zu senken und woran arbeitet momox gerade? Wir geben einen Einblick hinter die Kulissen.
Nachhaltigkeit im Re-Commerce wird heute deutlich differenzierter betrachtet als noch vor einigen Jahren. Anfangs war es ausreichend, gebrauchte Produkte weiterzuverkaufen, um als nachhaltiges Unternehmen zu gelten. Inzwischen betrachten wir Nachhaltigkeit umfassender: von Logistikprozessen und deren Effizienz über Verpackungen bis hin zur CO2-Bilanz von momox.
Unser Beitrag zur Kreislaufwirtschaft ist zentral, doch gleichzeitig steigt der Anspruch, sich weiterzuentwickeln. Eine Herausforderung dabei ist, dass wir als Re-Commerce-Anbieter keinen Einfluss auf die Herstellung oder das Design der Produkte haben. Dennoch arbeiten wir daran, unsere Prozesse so nachhaltig wie möglich zu gestalten.
Die größte Herausforderung besteht darin, Wachstum und ökologische Auswirkungen wie CO2-Emissionen und Abfall voneinander zu entkoppeln. Unser Ziel ist es, wirtschaftlich zu wachsen und gleichzeitig unseren ökologischen Fußabdruck zu reduzieren - das ist nicht einfach. Es kann nur gelingen, wenn Nachhaltigkeit von Anfang an ein integraler Bestandteil der Unternehmensstrategie ist.
Jedes neue Projekt muss daher aus wirtschaftlicher und ökologischer Perspektive betrachtet werden. Es geht darum, Synergien zu identifizieren, die beides ermöglichen. Denn Wachstum und Nachhaltigkeit schließen sich nicht zwangsläufig aus – aber sie erfordern ein Umdenken und eine klare Priorisierung auf allen Ebenen. Erfolg?
Ein zentrales Steuerungsinstrument ist unser Unternehmens-CO2-Fußabdruck, den wir jährlich erfassen und in unserem Nachhaltigkeitsbericht veröffentlichen. Besonders wichtig ist dabei die Entwicklung im Vergleich zur Unternehmensleistung – also CO2 pro Umsatz und pro verkauftem Artikel. So können wir beurteilen, wie effizient wir über das Wachstum hinweg bleiben.
Zusätzlich betrachten wir die vermiedenen Emissionen, die durch unser Kreislaufwirtschaftsmodell entstehen. Im Jahr 2024 konnten durch momox und unsere Kund:innen rund 47.000 Tonnen CO2 eingespart werden – das entspricht dem jährlichen Ausstoß von etwa 23.500 Autos.
Auch weitere KPIs wie das Abfallaufkommen sowie das Feedback unserer Kund:innen und Mitarbeitenden fließen in die Bewertung ein. Nachhaltigkeit wird bei momox nicht isoliert betrachtet, sondern laufend gemessen, reflektiert und optimiert.
Ein oft unterschätzter Bereich ist der digitale Fußabdruck. Vielen ist bewusst, dass physisches Verhalten – etwa Autofahrten oder Retouren – Auswirkungen hat. Weniger präsent ist jedoch, dass auch digitale Aktivitäten CO2 verursachen. Jede Internetsuche, jede Streamingminute oder KI-Anfrage verbraucht Energie. Eine
Besonders datenintensive Anwendungen wie KI-Modelle haben einen deutlich höheren Ressourcenverbrauch. Eine Faustregel besagt: Eine Anfrage bei ChatGPT verursacht etwa zehnmal so viel CO2 wie eine gewöhnliche Google-Suche. In einer zunehmend digitalisierten Welt sollten wir auch hier bewusster agieren. Digitale Nachhaltigkeit bedeutet, Technologien effizient und verantwortungsvoll zu nutzen - und vielleicht nicht bei jedem KI-Mikrotrend dabei zu sein.
Ein wichtiger Hebel ist die positive Kommunikation. Nachhaltigkeit wird häufig mit Einschränkungen assoziiert – das schreckt leider viele Menschen ab. Stattdessen sollten wir die Vorteile betonen: nachhaltige Alternativen sind oft auch günstiger und praktikabel. Second-Hand-Produkte sind ein gutes Beispiel – sie sind ressourcenschonend und günstiger als Neuware. Ziel muss es sein, mehr Win-Win-Situationen zu schaffen, bei denen nachhaltiges Verhalten gleichzeitig attraktiv und bequem ist. Incentives, smarte Produktdesigns und bessere Informationen können dabei helfen, Nachhaltigkeit im Alltag zu verankern – nicht als Belastung, sondern als Chance auf einen bewussteren und verantwortungsvollen Konsum.
Nicole ist seit Dezember 2024 als Senior Sustainability Manager bei momox tätig und verantwortet sämtliche Nachhaltigkeitsthemen des Unternehmens. Zuvor baute sie das Nachhaltigkeitsmanagement bei einem Circular-Economy-Startup auf und beriet sowohl private als auch öffentliche Auftraggeber im Bereich Green IT.
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